Politik

Im Grundkonsens «Frau» liegt die Vielfalt der Lebensmöglichkeiten, aber auch die Verwundbarkeit im Alltäglichen für rund die Hälfte aller Menschen als Mädchen und Frauen.

Lesben als Teil der Frauenbewegung wenden sich aus ihren eigenen Erfahrungen heraus gegen jede Form von Ausgrenzung und Abwertung und stehen für Reichhaltigkeit. Wir unterstützen eine Politik, die Lesben und Frauen vor Abwertung, personeller wie struktureller Gewalt, sozialer und wirtschaftlicher Ausbeutung und Benachteiligung schützt.

Frauenliebende Frauen nahmen in den 70er-Jahren den verstohlenen, abfälligen und ausgrenzenden Begriff «Lesbierin» und «Lesben» mutig für sich an. Mit zunehmendem Wissen um die Vielfalt, aber auch Ausgrenzungen als frauenliebende Frauen haben sie die ihnen zugewiesene Position in den patriarchalen Machtstrukturen lautstark und manchmal schmerzhaft neu formuliert.

Orte und Gemeinschaften sprossen an vielen Orten mit internationalem Bezug jenseits der vorgedachten Normen. Verborgene Geschichten und Biografien von Frauen wurden sichtbar gemacht, Fähigkeiten von Frauen, die im Patriarchat – und speziell durch die bis heute nicht anerkannte Auslöschung durch den NS-Faschismus – verbannt oder abgewertet waren, neu gelebt.

Lesben haben sich gegenseitig bestärkt, Vielfalt zu leben – von der klassischen Butch bis zur Femme, von der Urlesbe  bis zur Bewegungslesbe, von der Handwerkerin bis zur Heilerin, von der Stadtlesbe bis zur Landlesbe, von der Schriftstellerin und Musikerin bis zur Bestatterin, von der Postbotin bis zur Gärtnerin, von der Mechatronikerin und Ärztin bis zur Politikerin und IT-Spezialistin, von der Sportlerin bis zur Schauspielerin und viele mehr – mit und ohne Kinder als Mütter und Co-Mütter, auf Musikfestivals und Widerstandscamps gegen Pershingraketen, auf Lesbenwochen und feministischen Kongressen…

Nicht zuletzt zunehmend unsichere Situationen, auch wesentlich mehr Druck auf jede einzelne sowie eine Pseudoemanzipation ließen manche Frauen– und Lesbenorte nicht erhaltenswert erscheinen. Viele gingen verloren. Ob «queer» in seiner jetzigen Entwicklung tatsächlich ein befreiender Weg ist oder nicht vielmehr zu einer erneuten Verengung von weiblichen Rollenbildern beiträgt und von globalen Kämpfen ablenkt, stellen wir zur Diskussion.